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Von: Reinhard Prahl
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Der Serie Trio mit vier Fäusten war in den 80er Jahren nur eine relativ kurze Lebensdauer vergönnt. Heute gehört die Produktion zu den schönsten Kindheits- und Jugenderinnerungen vieler Serienfans. Wir erinnern uns.
Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
Das Dreamteam schlägt wieder zu
Das A-Team war gerade erfolgreich in den USA auf NBC angelaufen, da erhielten die Erfinder des Quoten-Renners, Stephen J. Cannell und Frank Lupo, den Auftrag, eine neue Actionserie zu entwickeln. War beim Vorgänger noch Universal TV als Partner beteiligt, tat sich das umtriebige Produzenten- und Autorenduo nun mit einem weiteren Big Player zusammen. Gemeinsam mit Columbia Pictures Television ging es frisch ans Werk und schon bald stand das Konzept. Ähnlich wie in den beliebten Serien von Donald P. Belliasario und Glen A. Larson („Magnum“, Airwolf) spielte der erst neun Jahre zurückliegende Vietnamkrieg eine große Rolle. Die drei Hauptfiguren, Cody Allen (Perry King), Nick Ryder (Joe Penny) und Murray Bozinsky (Thom Bray) waren Vietnamveteranen, wobei Allen und Ryder bei der Militärpolizei und das Computergenie Bozinsky beim Geheimdienst gedient hatten.
Als zweite, weitläufige Inspirationsquelle diente der Kinohit „Das fliegende Auge“ von 1983, in dem es um den Hubschrauber Blue Thunder ging, der von dem ehemaligen Militärpiloten Frank Murphy (Roy Scheider) geflogen wurde. Es ist zwar offensichtlich, dass die schrottreife Screaming Mimi aus „Trio mit vier Fäusten“ nur wenig mit dem futuristischen Fluggerät zu tun hat, doch die Idee, die Helden der Show mit dem rosafarbenen Ungetüm über dem Himmel Kaliforniens kreisen zu lassen, entnahm Cannell dort. Um die Abenteuer der drei Detektive zum Leben zu erwecken, fand das Produktionsteam einige tolle Locations. Gedreht wurde unter anderem in San Pedro, Los Angeles, dem Redondo Beach und Santa Clarita in Kalifornien.
Und Action
Wie wiederholt man einen Bombenerfolg wie Das A-Team, ohne sich selbst zu kopieren? Eine ähnliche Frage müssen sich Stephen Cannell und Frank Lupo gestellt haben, als sich daranmachten, „Trio mit vier Fäusten“ zu entwickeln. Buddy-Shows waren groß im Rennen, insofern war es klar, dass man diese Idee aufgreifen würde. Da Mike Post und Pete Carpenter ohnehin schon die Musik für einige Serien der Produzenten geschrieben hatten, war absehbar, wer die Titelmelodie beisteuern würde.
Statt einer ehemaligen Eliteeinheit auf der Flucht setzten Cannell und Lupo dieses Mal auf zwei gutaussehende Sunnyboys mit Muskeln, die von einem schrulligen Computer-Nerd unterstützt wurden. Damit trug man gleichzeitig der immer stärker aufkommenden Technisierung der US-amerikanischen Haushalte Rechnung, in der gerade Heimrechner wie der legendäre Commodore c64 Einzug hielten.
Ansonsten blieben die Autoren ihrem Grundgerüst treu, die Plots möglichst simpel zu halten, sie dafür aber mit handwerklich gut gemachten Actioneinlagen zu würzen. Ein komisches Element durfte ebenfalls nicht fehlen. Genährt wurde dieses hauptsächlich aus der tollen Chemie, die die drei Protagonisten untereinander ausstrahlten. Murray war immer wieder für eine skurrile Situation gut, aus der er dann von seinen hartgesottenen Freunden gerettet wurde. Das Schöne war, dass Cody und Nick stets sympathisch blieben. Nicks bisweilen überhebliche Angeberei wirkte nur selten nervig, sondern sorgte oft genug für weitere Lacher, die die Show auflockerten und bei aller Action eine smarte Stimmung verbreiteten.
Aus heutiger Sicht mögen aufgrund der Playboy-Attitüde der beiden Haudraufs vor allem die Szenen, in denen es um die Eroberung eines Frauenherzens geht, sexistisch wirken. In Anbetracht des (film-) historischen Kontexts ist das Frauenbild der Show allerdings zumindest nachvollziehbar, wenn man sich auch manchmal ein Kopfschütteln kaum verkneifen kann.
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Riptide
Am 3. Januar 1984 (nicht am 3. Dezember 1983, wie in dem deutschen Wiki fälschlich behauptet) war es so weit. Der 90-minütige Pilotfilm, Die Drei von der Riptide (Riptide) ging auf Sendung und avancierte zu einem Quoten-Erfolg. Die Doppelepisode startete gleich mit einem Feuerwerk, das den Plot spannungsvoll anteaserte.
Ein mysteriöser Fremder stand auf einer Jacht am Funkgerät und setzte einen Notruf ab. Dann legte er einen Sprengsatz in den Maschinenraum und das Boot explodierte kurz darauf in einem kinoreifen Feuerball. Währenddessen schlugen sich die frisch gebackenen Detektive Cody und Nick mit ihrem ersten Klienten herum, der soeben erfahren hatte, dass ihn seine Frau betrog.
Die Szene endete in einer Prügelei, bei der sich Cody zum sechsten Mal die Nase brach, womit er sich im ewigen Wettstreit der beiden, wessen Riechorgan öfter gelitten hatte, in Führung sah. In den folgenden knapp 90 Minuten entwickelte sich eine Geschichte, die mal von zündenden, mal von flachen Gags, jeder Menge Action und sympathischen Charakteren geprägt war.
Die Figur des Murray Bozinsky wurde zwar direkt am Anfang erwähnt, doch erst mit einer verrückten Szene nach den ersten Minuten richtig eingeführt. Im Verlauf der Serie war meist er es, der entscheidend zur Lösung der Fälle der Detektei Riptide beitrug. Als zynisch-bissiger Widersacher stand dem Trio last but not least der mit allen Wassern gewaschene Cop Lieutenant Qinlan (Jack Ging) entgegen, der mit seiner ruppigen Art in 31 Folgen für zahlreiche Spaßmomente sorgte.
Das Ende
Im ersten Jahr machte sich die Show im US-Rating nicht herausragend, in Anbetracht der großen Konkurrenz aber ordentlich. Neben den beliebten Seifenopern „Dynasty“, Dallas (2012), „Falcon Crest“ und „Hotel“ waren es vor allen Dingen Buddy-Shows und Krimis, die ABC, (CBS und NBC gute Quoten bescherten. Das A-Team und „Simon & Simon“ lieferten sich mit 21.9 bzw. 21.8 ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Plätze sechs und sieben.
„Murder She Wrote“ („Mord ist ihr Hobby“) folgte dicht auf mit 20.1 Auf dem 14. Rang rangierte mit komfortablen 19.1 Riptide, noch vor „Magnum, P.I.“ und weit vor „Remington Steele“, „Cagney & Lacey“ und „Trapper John, M.D.“. Schon im zweiten Jahr reichte es allerdings schon nicht mehr für die Top 30. Das lag zum einen sicherlich am Start von „Miami Vice“, die im September 1984 einen furiosen Start hinlegte. Das andere Format, das den Drei von der Riptide das endgültige Aus bescherte, war „Das Model und der Schnüffler“. Die Serie verlor ihren angestammten, guten Sendeplatz dienstags um 21 Uhr und wurde wegen stark sinkender Quoten auf den undankbaren Freitagabend, 20 Uhr verbannt.
Das Produktionsteam nahm es gelassen und schrieb eine vorletzte Folge, die aller Ehren wert war. In Serienhelden (If You Can't Beat 'Em) zitierten die Autoren nicht nur den bei ABC ausgestrahlten Kontrahenten, sie nahmen sich auch selbst auf die Schippe, was die Episode rückblickend zu einer der besten der gesamten Show macht.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Director of current drama bei NBC, Dan Filie (gest. 2011, Xena: Warrior Princess, „Hercules“), schon durchblicken lassen, dass Riptide nicht in die Verlängerung geschickt werden würde. Der Dreh gestaltete sich insofern schwierig, als dass Stephen J. Cannell sich an eine ganze Reihe von Richtlinien halten musste. Unter anderem durfte die an Madelyn Hayes (aus „Das Model und der Schnüffler“) angelehnte Figur nicht dieselbe Haarfarbe haben.
In einem am 16. April in der Los Angeles Times abgedruckten Interview erzählte die Drehbuch-Autorin Babs Greyhosky, dass es zu einem regelrechten Kampf zwischen den Abteilungen für Business Affairs gekommen sei, bei dem sich die Anwälte gegenseitig beinahe zu Tode „legalisiert“ hätten. Zu guter Letzt einigte man sich und die Folge wurde gedreht und ausgestrahlt. Mit Das Sündenregister von Cypress Bay (Echoes) war das letzte Kapitel jedoch geschrieben. Ein 90-minütiger Pilotfilm und 58 weitere Folgen lang hatten Cody, Nick und Murray für gute Unterhaltung der alten Schule gesorgt.
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Was machen die Stars heute?
Zum Abschluss dieses Rückblicks widmen wir uns in aller Kürze noch einmal den Menschen, die Riptide erst lebendig werden ließen. Perry King und Joe Penny blieben weiterhin recht gut beschäftigt. Der 1948 in Ohio geborene King trat ab 1987 in zahlreichen TV-Filmen auf und war 1993 in 13 Folgen der kurzlebigen Sitcom „Alle meine Kinder“ zu sehen. 1995 ergatterte er die Rolle des Hayley Armstrong in Melrose Place und 2002 die des Richard Williams in „Titans - Dynastie der Intrigen“. Unvergessen ist er als Präsident Blake in Roland Emmerichs „The Day After Tomorrow“ (2004). Zudem ist er als Hörspiel- und Hörbuchsprecher aktiv und immer noch in Filmen und TV-Serien zu Gast.
Auch Joe Penny blieb das berufliche Glück hold. Ab 1987 spielte er den Jake Styles in 103 Episoden der Hitserie „Jake und McCabe - Durch dick und dünn“. Es folgten mehr oder weniger prominente Nebenbesetzungen, bis Penny 2002 und 2003 als Jack Darrow in der Fernsehfilmreihe „Special Unit AT 13“ erneut ins Rampenlicht trat. Dem schlossen sich sieben „Jane Doe“-Cop-Thriller und Auftritte in „Zeit der Sehnsucht“, CSI: Miami und Cold Case an. Seit 2016 wurde es ruhiger um ihn.
Thom Bray konnte seine Karriere nach Riptide nicht mehr richtig in Schwung bringen. Möglicherweise war sein Typ zu speziell, um ihn universell einsetzen zu können. 1987 gab er den Lawrence Pendelton in der unbekannten Serie „Harry“, die allerdings bereits nach einer kurzen Staffel von sieben Episoden abgesetzt wurde. Danach betätigte er sich hauptsächlich als Voice Actor und war bis 2019 als Schauspiellehrer beschäftigt.
Hier abschließend noch das Intro zur Serie „Trio mit vier Fäusten“ beziehungsweise Riptide:
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